Die gute Stube des Sindelfinger Sports
  05.05.2023

Christian Keipert und Fabian Albrecht - die Projektleiter aus dem Sportamt Bild: Stuttgarter Nachrichten

Heiko Hinrichsen für die Stuttgarter Nachrichten vom 04.05.23: Es ist Halbzeit auf der Baustelle Floschenstadion, denn im nächsten Frühjahr soll die neue Arena mit Hauptgebäude, sanierter Tribüne, barrierefreiem Zugang zum Rasenfeld und auf die nagelneue Kunststoffbahn fertig sein. Weil der torfreiche Boden Probleme machte, sind allerdings die Kosten gestiegen.

Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 04.05.2023:

Freitags, wenn die angeheuerten Baufirmen ihre Arbeiter bereits zurück an ihre aus Sindelfinger Sicht entlegenen Wohnorte karren, ist ein guter Zeitpunkt, um die Baustelle namens Floschenstadion einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn dann sind die Bagger, Bohrer und die Betonmischer mit Blick auf die Vier-Tage-Bauwoche bereits abgestellt – und geben auch zum Wohle der Sindelfinger Anwohner vorübergehend Ruhe.

Ein paar Hürden haben die Bauherren von der Stadt Sindelfingen auf dem Weg zu ihrer schicken neuen, ursprünglich mit 13,5 Millionen Euro Baukosten geplanten Sportarena am Floschenwäldle bereits nehmen müssen: Da war etwa die Stabilisierung des torfreichen Untergrunds unter der neuen Tartanlaufbahn für die Leichathleten, wo nun 5000 extra mit 50 Herz ins Erdreich getriebene Rüttelstopfpfeiler für einen belastbaren Untergrund sorgen sollen. Dennoch präsentieren sich Christian Keipert, der Chef des Sindelfinger Sport- und Bäderamtes, sowie sein Mitstreiter Fabian Albrecht, der Projektleiter Stadtentwicklung Unterrieden/Floschen, auf der Baustelle unter blauem Himmel bei bester Laune.

Vereins- und Schulsport gehen Hand in Hand

„Wir bauen eine topmoderne Sportanlage, mit der wir nahtlos an die tollen Events der Vergangenheit anknüpfen können. Es ist ein Ort, an dem Vereine ihrem Sport nachgehen können – aber auch einer, um Familien, Schüler und Schülerinnen in Bewegung zu bringen“, sagt Christian Keipert. Im März 2022 hatte der Abriss des alten Stadions begonnen, welches einst unter der tatkräftigen Mithilfe amerikanischer Pioniere zwischen 1951 und 1954 entstanden war. Auf dem Weg zur Fertigstellung, die im nächsten Frühjahr erreicht sein soll, hat das Projekt also quasi Halbzeit. „Wir liegen mit den Arbeiten gut im Plan“, sagt Fabian Albrecht.

Fußballer und Leichtathleten werden Nachbarn

Dabei soll das neue Stadion ein echtes Schmuckstück werden – und ist rein planerisch betrachtet ein Werk in drei Akten: Da ist zunächst das neue Stadiongebäude auf der Nordseite an der Rosenstraße. Dort, wo sich früher neben dem Kabinentrakt auch das Vereinsheim befand. Hier wurde das später einmal 1300 Quadratmeter große Gebäude mit zwei Stockwerken vom Stuttgarter Architekturbüro Gabriele d’Inka und Albrecht Scheible ersonnen. Es bietet Platz für diverse Seminar-, Besprechungs- und Lagerräume, für die großzügigen Kabinen (vorzugsweise für die Fußballer im ersten Stock), einen 180 Quadratmeter großen Kraft- sowie einen angrenzenden Multifunktionsraum. Neben den Fußballern werden in dem Neubau mit dem teilbegrünten Flachdach auch die Leichathleten ihre neue Heimat finden.

Außenanlagen müssen sich an den Maßen des Vorgängers orientieren

„Es galt hierbei, einige Auflagen zu erfüllen“, sagt Christian Keipert über das Projekt unter dem Stichwort 1:1-Sanierung der Außenanlage, bei der nicht größer geplant werden durfte als es das alte Stadion hergab. „Für das Gebäude wurde ein Raumprogramm mit allen Beteiligten erarbeitet und abgestimmt, welches dann von den Architekten umgesetzt wurde“, erklärt Fabian Albrecht mit Blick auf das neue Herzstück des Stadions, in dem kein gastronomischer Betrieb mehr zu finden sein wird. Durch seine Breite bietet der neue Bau, dessen Außenhaut aus Sichtbeton und Holzelementen bestehen wird, allerdings bei Sportevents einen erhöhten Lärmschutz für die Anwohner.

Oval mit sechs Bahnen für die Leichtathleten gehört dazu

Teil zwei der parallel durchgeführten Arbeiten widmet sich derweil den Sportfreianlagen unter Federführung der Firma Bauchplan aus München. Hier findet sich neben dem um 30 Zentimeter angehobenen, barrierefrei erreichbaren Rasenplatz auch das künftig sechs Bahnen umfassende Oval für die Leichtathleten. Auch einen Kinderspielplatz gibt es. Durch das Facelifting für die gegenüber liegende Tribüne mit ihren dann 900 Sitzplätzen mittels Holzauflagen auf den Betonbänken sowie die Renovierung des alten Kioskgebäudes an der Weidenstraße, dem Süd-Eingang mit erneuerter Sanitäranlage, wird die Trilogie des Bauens abgerundet. Ehe 2022 endlich gestartet wurde, erweis sich die Geschichte rund um die neue Heimat des Sindelfinger Freiluftsports an der Schwippe als eine mit Irrungen und Wirrungen: Sie begann bereits im vergangenen Jahrtausend mit der Idee, die Fußballer und Leichtathleten – und mit ihnen auch die Schulklassen auf dem Weg zum Sportabzeichen – komplett aus dem Stadion im Herzen der Stadt zu verbannen.

Doch letztlich darf das Floschenstadion von Frühjahr 2024 an in modernem Gewand weitermachen. Schließlich trat der Gemeinderat im Jahr 2016 mit Blick auf das alternative Zwei-Zentren-Modell mit neuen Sportstätten am Glaspalast sowie einer Aufwertung des Maichinger Allmenstadions für die Leichtathleten voll auf die Bremse. Mit 22 Millionen Euro zu teuer sei das Projekt, dies hatte ein Gutachten der Firma Sportconcept Sportstätten für die Zukunft GmbH ergeben. Aufatmen durfte damals auch die Bürgerinitiative, die sich mit viel Verve für den Erhalt ihres lieb gewonnenen Floschenstadions verkämpft hatte, also für den Sport quasi vor der Haustüre. Ad acta gelegt waren Pläne, auf dem neu gewonnenen Bauplatz am Floschenwäldle ein gleichermaßen modernes wie teures Wohnquartier zu errichten.

Kostensteigerung in allen drei Bauelementen

Wie so manch anderes Großprojekt in öffentlicher Hand wird aber auch das Floschenstadion 2.0 mit seinen acht stattlichen, bis zu 22 Meter hohen Flutlichtmasten nicht ohne zusätzliche Finanzspritze auskommen. So sind die Kosten für das neue, auf 73 stabilisierenden Pfählen errichtete Stadiongebäude inzwischen von 6,2 auf 7,3 Millionen Euro angestiegen, die für die Freianlagen vor allem aufgrund des Torfbodens von 5,5 auf 7,9 Millionen Euro sowie die für den Kiosk und die Tribüne von 1,8 auf 2,1 Millionen Euro: in Summe eine Kostensteigerung um 3,8 Millionen auf 17,3 Millionen für Sindelfingens neues sportliches Wahrzeichen.

 

Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 04.05.23

erstellt von Heiko Hinrichsen für die Stuttgarter Nachrichten am 04.05.23

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